Region

Zwei Zentren und das Moos

Den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gibt es seit der Gebietsreform im Jahre 1972. Damals wurden die zentralen Teile des schwäbischen Landkreises Neuburg a.d. Donau und des oberbayerischen Landkreises Schrobenhausen zum neuen Kreisgebiet »Neuburg-Schrobenhausen« zusammengefasst. Mit etwa 97000 Einwohnern gehört es zu den kleineren Landkreisen in Bayern. Klein ist auch die Zahl der Gemeinden: 27 sind es, die Mitgliedsgemeinden der beiden Verwaltungsgemeinschaften eingeschlossen. Zwei Städte und zwei Märkte finden sich auf der Kreiskarte.

Von den beiden Städten hat der Landkreis seinen Namen: Neuburg a. d. Donau, die stolze Residenzstadt, im Norden gelegen, und Schrobenhausen, das »Herz des Paargaues« im Süden.

Süddeutschlands größtes Niedermoor

Das gänzlich ebene Donaumoos, das einem guten Teil des Landkreises sein Gesicht gibt, ist noch nicht lange besiedelt.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war es weitgehend Ödland. Erst seit 1790 wurde es kultiviert und rheinpfälzischen Bauern als Siedlungsgebiet zugewiesen. Heute dient der trockengelegte Moorboden vorwiegend dem Kartoffel- und Saatkartoffelanbau.

 

Die natürlichen Gegebenheiten des »Mooses« sind nicht ohne Probleme für die Bewohner. Jedes Jahr saugt sich Süddeutschland größtes Niedermoor voll wie ein überdimensionaler Schwamm. Der Grundwasserspiegel steht dann bis obenan, das Gefalle der Gräben schafft die Entwässerung nur mehr unzureichend. Sanierungsmaßnahmen sind technisch möglich, aber umweltpolitisch umstritten, ökologisch orientiert ist die neue Möglichkeit, die
sich mit einer Extensivierung der Landwirtschaft abzeichnet.

 

Der Gedanke, der Natur noch mehr Flächen zu überlassen, erscheint in einer Zeit hoher Agrarüberschüsse durchaus überlegenswert.

 

Langgezogene Straßendörfer kennzeichnen das Donaumoos

 

Neuburg – die alte Residenzstadt
Der Kreissitz befindet sich in der Großen Kreisstadt Neuburg a. d. Donau. Die historische Altstadt von Neuburg birgt viele wertvolle Kunst- und Geschichtsdenkmäler. Herrliche Bauten aus Renaissance und Barock geben dem Stadtbild das Gepräge. Als eine der ältesten Städte Bayerns bietet Neuburg dem Besucher viel Sehenswertes, die großartige Architektur gibt Zeugnis von der lange andauernden Blütezeit.

Barock und Renaissance

Solange das Fürstentum Neuburg bestand (1505 bis 1808), war Neuburg Residenzstadt des Pfalzgrafen und als solche eine kulturell zentrale Stätte. Von 1530 bis 1555 bzw. von 1665 bis 1668 bauten hier die Pfalzgrafen Ottheinrich und Philipp Wilhelm das mächtige Schloss. Die Schlosskapelle gilt als die älteste evangelische Kirche Bayerns. Ein dominantes Bauwerk in der Altstadt stellt die Hofkirche dar, ein kuppelbekrönter Baukörper im Übergangsstil zwischen Renaissance und Barock.

 

Zwischen 1530 und 1550 entstand das Jagdschloss Grünau, ein wunderschön angelegtes Wasserschloss, das uns heute in gründlich renoviertem Gewand die Baukunst der alten Meister in lebendiger Weise vor Augen führt.

 

Reiche Kultur und frohe Feste
Neuburg bietet das ganze Jahr über ein reiches Kulturleben. Regelmäßig wird das Stadttheater bespielt. Barockkonzerte, Kammeroper, Sommerakademie und der Bayerische Jedermann gehören zu den Fixpunkten im kulturellen Geschehen.

 

Im Jazzkeller sind mitunter Weltstars zu Gast. Alle zwei Jahre lassen sich die Bewohner in die Zeit der Renaissance zurückfallen und feiern ihr »Schlossfest«.
Das Schlossmuseum zeigt Neuburgs glanzvolle Fürstenzeit wieder auf, aber auch Interessantes aus Vor- und Frühgeschichte.

Nicht nur Spargel und Lenbach

Das Herz des Paartales

 

Schrobenhausen ist in zweifacher Hinsicht bekannt geworden: zum einen als Geburtsstadt des Malers Franz von Lenbach, dessen Geburtshaus heute eine Gemäldegalerie enthält; zum anderen durch den Spargel, dem man allgemein eine herausragende Qualität bescheinigt. Ein reizvolles Stadtbild bietet Schrobenhausen: Eine mittelalterliche Stadtmauer mit Wall, Graben und Mauertürmen umringt ein Gewirr schmaler Straßen und enger Gassen.

 

Auch abseits der beiden Städte finden sich zahlreiche Kunst- und Geschichtsdenkmäler. Erwähnt seien zwei herausragende sakrale Bauwerke: die aus dem 12. Jahrhundert stammende, im Stil des Rokoko umgestaltete Wallfahrtskirche in Bergen, ferner die Pfarrkirche St. Peter in Sandizell, in der Egid Quirin Asam den Hochaltar schuf.

 

Die Neuburger Hofkirche

 

Neuburg – eine Stadt mit großer Geschichte
Neuburgs Gesicht wurde durch alle Epochen geprägt, aber keine Zeit hat eindrucksvollere Spuren hinterlassen als die Renaissance. Architektur, Kunst, Literatur, Politik und Wirtschaft wurden von einem neuen Geist erfasst und radikal umgestaltet. Residenzschloss, Hofkirche, Schlosskapelle, Rathaus und viele weitere Bauwerke sind prächtige Zeugen. Viel verdanken die Neuburger dem lebensfrohen und großzügigen Pfalzgrafen Ottheinrich. Sein Lebensmotto »Mit der Zeyt« war Ausdruck des damaligen Lebensgefühls, und es gilt auch heute noch als moderner und zeitgemäßer Wahlspruch.

Vom Glanz der Residenz

In der Altstadt, der »Oberen Stadt«, scheint die Zeit tatsächlich stehen geblieben zu sein. Eine kleine Welt der Renaissance und des Barock hat sich für den Besucher erhalten – eine Prachtkulisse für den Einheimischen wie für den Fremden.

 

Neuburg hat ein ehrwürdiges Alter. Die Römer errichteten im dritten Jahrhundert nach Christus auf dem Stadtberg ein kleines Kastell. Die den Römern um das Jahr 400 nachfolgenden Agilolfinger-Herzöge nannten ihre Pfalz an der Ostseite des Berges im Gegensatz zu den römischen Ruinen »Neuburg«. Im Jahr 1505 stieg Neuburg zur Hauptstadt des Fürstentums Pfalz-Neuburg auf. Ab 1522 begann dann unter Pfalzgraf Ottheinrich, einem der glänzendsten Renaissancefürsten, eine aufregende Zeit. Das Schloss wurde um drei Flügel erweitert und im wildreichen Auwald entstand das stimmungsvolle Jagdschloss Grünau. Der Pfalzgraf trat zum Luthertum über, wovon die Schlosskapelle mit den berühmten Fresken von Hans Bocksberger Zeugnis gibt.

 

Nachfolgende Neuburger Fürsten haben die Stadt weiter ausgebaut. Ab 1603 begann man mit der Neugestaltung des Stadtplatzes, Rathaus und Hofkirche entstanden. Der letzte Neuburg residierende Fürst, Philipp Wilhelm (1653 bis 1690), ließ den frühbarocken Ostflügel des Schlosses errichten. Mit seinen weithin im Donautal sichtbaren Türmen gilt er als Wahrzeichen der Stadt. In der 1731/32 erbauten Bürgerkongregation ist seit 1803 die Provinzialbibliothek mit prachtvoll geschnitzten Schränken aus der Klosterbibliothek Kaisheim untergebracht.

 

So bietet sich dem Besucher die einmalig erhaltene Altstadt als Juwel der Renaissance und des Barock dar – ein lebendiges Zeugnis der großen Geschichte einer kleinen Stadt.